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Venus - Astrologie im Wassermannzeitalter.

Astrologie im Wassermannzeitalter
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Venus

Planeten
VENUS.
Die Venus steht für die Prinzipien der Wahrnehmung und Anpassung auf sozialer Ebene. Was bedeutet das in der Praxis?
Viele Dinge nimmt der Mensch nicht als abstrakter Beobachter wahr. Er empfindet sich als Teil der Menschheit – sei es insgesamt oder innerhalb bestimmter sozialer Gruppen. Das betrifft auch die Ästhetik, die in Wahrheit weitaus stärker sozial geprägt ist, als es auf den ersten Blick scheint. Ebenso gilt dies für die Wahrnehmung einzelner Menschen, von Kollektiven und sozialen Situationen im Allgemeinen.
Natürlich wird sich der Mensch dieses Einflusses nicht immer bewusst, und er registriert ihn nicht notwendigerweise explizit. Dennoch ist sein Blick auf das Geschehen in solchen Situationen immer sozial bedingt. Die Bewertung kann sowohl positiv als auch negativ sein – aber in jedem Fall handelt es sich nicht um eine rein individuelle Wahrnehmung.
Der soziale Egregor blickt durch den Menschen auf die Welt und lenkt sowie verengt sein Bewusstsein und seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Weise. Darüber hinaus beeinflusst er in gewissem Maße auch den Willen. Dabei muss man beachten: Die Venus ist ein Planet der zweiten Stufe. Ihr Einfluss unterliegt in vieler Hinsicht der Kontrolle des Menschen – insbesondere auf der dritten und vierten Stufe der Aufarbeitung.
Also ist die Venus in jenen Momenten aktiv, in denen der Mensch das Geschehen außerhalb oder innerhalb seiner selbst wahrnimmt und dabei seine Zugehörigkeit zum sozialen Umfeld spürt.
Er orientiert sich unbewusst an sozialen Mustern, die er intuitiv wahrnimmt, auch wenn er sie nicht vollständig bewusst erfasst. Hier ist es wichtig zu betonen: Das Wort „orientiert sich“ bedeutet eher „bezieht mit ein“ als zwangsläufig „unterwirft sich“ diesen Mustern.
Bei  verletzten Venus nimmt der Mensch soziale Gegebenheiten häufig genau entgegengesetzt zu den Ansichten seiner Gesellschaft wahr. Doch selbst in diesem Fall orientiert er sich an diesen Ansichten – wenn auch durch Ablehnung oder Rebellion dagegen.
Wenn der Mond die sozialen Programme der beiden extremen Ebenen der Egregoren lenkt – also der familiären (oder egozentrischen) und der ethnischen –, dann bestimmt die Venus den Einfluss aller dazwischenliegenden gesellschaftlichen Egregoren. Gemeint sind solche Ebenen wie soziale Schicht, Gruppe, Gemeinschaft und dergleichen. Gerade in diesen Strukturen ist die Venus zuständig für Wahrnehmung, Anpassung und Interaktion.
Die erste starke Aktivierung der Venus erfolgt während der Pubertätskrise, die gewöhnlich um das vierzehnte Lebensjahr eintritt.
Dies ist die Zeit der Opposition des transitierenden Saturns zu seiner Radix-Position im Horoskop. Gerade dann beginnt das Kind plötzlich intensiv das Bedürfnis zu verspüren, „wie alle anderen“ zu sein. Zum Entsetzen der Eltern beginnt es, so zu sprechen und sich so zu kleiden, wie es in seiner sozialen Gruppe üblich ist. Es bemüht sich, den Standards seines Umfelds zu entsprechen.
Aus okkulter Sicht versucht das Kind in diesem Alter, sich mit dem Gruppenegregor zu verbinden – also mit dem energetischen Feld seines sozialen Umfelds. Die unvermeidliche Banalität des Verhaltens eines Jugendlichen in dieser Phase ist in Wahrheit ein Zeichen für die Anbindung an den Egregor. Sie zeugt vom Beginn einer erfolgreichen Aufarbeitung der Venus. Diese Banalität bedeutet keineswegs einen Verlust von Individualität, wie es besorgten Eltern oft erscheint. Im Gegenteil: Sie bildet die Grundlage für ein später erfolgreiches Leben – sozial, emotional und persönlich. Gerade diese Lebensbereiche hängen in erheblichem Maße vom Grad der Aufarbeitung der Venus ab.
Venus – die Göttin der Liebe und Schönheit. Doch als Planet symbolisiert sie die sozialisierten Formen sowohl der Liebe als auch der Schönheit. Sie umfasst nicht alle Aspekte dieser Begriffe, sondern nur jene, die mit sozialen Normen, Geschmäckern und dem zwischenmenschlichen Austausch verbunden sind.
Insbesondere wird der biologische Aspekt der Liebe vom Mond beherrscht, während die göttliche, allumfassende Liebe unter dem Einfluss Neptuns steht. Die Venus spielt eine sehr wichtige Rolle in der Vorbereitung des Menschen auf die wahre Religiosität, die vom Neptun gelenkt wird. Das bedeutet: auf die Wahrnehmung höherer Egregoren und der feinen Schwingungen der Subtilen Welt.
Auf einer niedrigen Entwicklungsstufe der Seele spürt der Mensch diese feinen Schwingungen kaum. Deshalb kann sein Glaube nur mentaler Natur sein. Zum Beispiel: „Ich glaube, weil Menschen, die ich respektiere, sagen, dass es Gott gibt.“ Der soziale Egregor hingegen befindet sich deutlich tiefer. Seine Schwingungen und seine energetische Ausstrahlung sind für jeden Menschen wahrnehmbar.
Durch intensive ästhetische, liebevolle und gemeinschaftliche Erfahrungen kann der Mensch zum ersten Mal eine ungefähre Vorstellung davon gewinnen, was wahre Religiosität bedeutet und was es heißt, in höhere Egregoren eingebunden zu sein.
Die Menschheit als Ganzes ist schwer wirklich zu spüren und aufrichtig zu lieben. Darüber zu sprechen ist leicht – es wirklich zu empfinden, ist etwas ganz Anderes. Ein echtes venusisches Eingebunden sein selbst in eine kleine Gemeinschaft kann jedoch einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung des religiösen Empfindens ermöglichen. Es wird zu einer lebendigen Erfahrung der Zugehörigkeit, die den Menschen auf die Wahrnehmung höherer Egregoren vorbereitet. Doch es ist wichtig, sich dabei nicht künstlich zu begrenzen.
 
Man sollte weder seine Gruppe noch eine geliebte Person fetischisieren, denn sonst entsteht eine Profanierung des höheren Egregors durch seine Ersetzung durch einen niedrigeren. Im ästhetischen Bereich vermittelt die Venus eine hintergründige, gesellschaftlich ausgerichtete Sichtweise. Es handelt sich um eine Wahrnehmung, die unter dem Einfluss von Gesellschaft und Kultur geformt ist. Individuelle ästhetische Erlebnisse hingegen, die nicht an die Gesellschaft gebunden sind und aus dem höheren „Ich“ des Menschen stammen – aus dem Empfinden der feinen Harmonie des Kosmos und der Evolution – werden meist von den höheren Planeten geleitet, insbesondere vom Neptun. Dennoch symbolisiert die Venus das innere Prinzip der Sozialisierung. Sie ist zuständig für die intime Eingliederung des Menschen in die Gesellschaft und zeigt, dass eine vollständige Trennung der persönlichen Ästhetik von der sozialen nicht möglich ist. Ästhetik sorgt für eine feine Justierung des Verhaltens und der Beziehung zur Welt. Sie „spricht“ dort weiter, wo die Ethik bereits verstummt ist. Das Kriterium „gut – schlecht“ ist weit gröber als die Unterscheidung „schön – nicht schön“, und besonders „harmonischer – weniger harmonisch“. Deshalb verleiht eine entwickelte Venus dem Menschen die Fähigkeit zu feiner Sozialisierung. Er ist in der Lage, die Signale des sozialen Egregors nicht mit dem Verstand (Merkur), sondern durch ein feines ästhetisches Empfinden wahrzunehmen. Diese Fähigkeit ist von äußerster Bedeutung für Bereiche wie Diplomatie und Zensur, wo eine delikate Sensibilität für soziale Harmonie erforderlich ist.
Im Bereich der Liebe schenkt die Venus das erste nicht-biologische Empfinden der Verbindung mit einem anderen Menschen.
Liebe ist in ihrer Tiefe immer eine Liebe zu Gott. Doch sie kann sich auf unterschiedliche Weise manifestieren. Die Liebe nach dem Mond ist die Liebe zu einem Menschen als biologischem Wesen. Die Liebe nach der Venus hingegen ist die Wahrnehmung des anderen als soziales Wesen. Diese Wahrnehmung eröffnet einen weitaus breiteren Kanal zum Erfassen der wahren kosmischen Liebe. Helle Ausbrüche romantischer Liebe in der Jugend – sei es zu einem Menschen des anderen oder des eigenen Geschlechts, zu einem Lehrer oder zu einem Filmstar – haben immer einen venusischen, also sozialen Ursprung. Später, nach einigen gelungenen sexuellen Erfahrungen, und insbesondere nach der Gründung einer Familie und dem Erscheinen von Kindern, tritt die Venus meist unmerklich ihre Funktionen an den Mond ab.
Die Liebe nach der Venus unterscheidet sich von der Liebe nach dem Mond etwa so wie Champagner von Apfelsaft.
Auch Saft kann gut sein, doch er ruft kein besonderes Hochgefühl hervor. Venusische Liebe bedeutet stets eine gewisse hintergründige Eingebundenheit in den sozialen Egregor. Es ist ein Gefühl, das in einen sozialen Kontext eingebettet ist – mit Elementen von Spiel, Symbolik und Ästhetik. Wenn jedoch die Emotionen zu stark werden, fällt es dem Menschen schwer, in dieser sozialen Dimension zu bleiben. Dann entsteht das Verlangen, den Raum auf „ich und er/sie“ zu reduzieren und an niemand anderen mehr zu denken. Das ist bereits ein lunarer Zustand – instinktiver und abgeschlossener. Für die venusische Liebe sind hohe ästhetische Ansprüche typisch. Sie äußern sich in schönen Gesten, Blumen, Geschenken, Gedichten oder zumindest in eleganter, rhythmischer Prosa. Wenn all dies aufrichtig geschieht, verwandeln sich die biologischen Gefühle nach und nach in soziale und von dort aus, über diese Stufe, in göttliche. Gott ist überall. Und seine wichtigste Erscheinungsform ist die Liebe. Doch zunächst muss man lernen, sie zu erkennen. Am einfachsten lässt sich die göttliche Liebe über den sozialen Egregor wahrnehmen, innerhalb dessen zwei zentrale Wahrnehmungskanäle vorgesehen sind: venusische ästhetische Erlebnisse und die Liebe als Gefühl, das über das Biologische hinausgeht. Obwohl die Venus nach außen hin ein passives Empfangen nahelegt, geht von einem Menschen, bei dem sie stark aktiviert ist, ein kraftvolles magnetisches Feld der Anziehung aus. Und das ist keine Metapher, sondern eine ganz reale Kraft. Durch dieses Feld wird Energie – insbesondere sexuelle – sehr intensiv übertragen. Das Eintreten in dieses venusische Feld kann sich wie ein starker Schlag anfühlen: Man wird unwiderstehlich zu diesem Menschen hingezogen, obwohl er äußerlich nichts unternimmt – und vielleicht nicht einmal versucht, diesen Effekt zu erzielen.
Auf der ersten Stufe der Aufarbeitung der Venus sind ästhetische Empfindungen nur sehr schwach entwickelt.
Das bedeutet, dass der Mensch die Gegenwart Gottes oder die kosmische Harmonie in Dingen, Erscheinungen oder seiner Umgebung kaum wahrnimmt. Ihm ist die äußere Gestaltung seines Lebens nahezu gleichgültig, solange sie nicht allzu grob oder geschmacklos ist. Der soziale Egregor, an dem er sich orientiert, ist auf eine einfachste operationale Ethik beschränkt. Hier gilt das Prinzip: „Schön und gut ist, was nützlich und funktional ist.“ Oder noch präziser: „Wenn etwas nutzlos ist, ist es schlecht.“ Der Begriff „Schönheit“ fehlt oft vollständig in seinem inneren Wortschatz. Auf dieser Ebene bleibt die soziale Ethik äußerst primitiv. Der Mensch spürt keinerlei Feinheiten – weder die Stimmung seines Gegenübers noch den Geist der Gemeinschaft. Er reagiert nur auf direkte Signale: Anweisungen, Drohungen oder – idealerweise – auf physische Einwirkung. Körperlichen Druck nimmt er besonders gut wahr und erinnert sich häufig lange daran. Die Gefühlswelt ist auf diesem Niveau kulturell sehr niedrig. Vorherrschend sind grobe Emotionen: Zorn, Hass, Gier, Schadenfreude, Neid, Eifersucht. Doch auch diese Gefühle sind streng von sozialen Programmen geprägt und äußern sich in eindeutigen, typischen Formen, die vom Egregor vorgegeben sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass solche Emotionen sich bei unterschiedlichen Menschen auf sehr ähnliche Weise zeigen.
Auf dieser Stufe der Aufarbeitung der Venus wird Liebe in erster Linie als sexuelles Verlangen wahrgenommen.
Dieses Verlangen ist an die Übereinstimmung mit der gesellschaftlichen erotischen Norm gebunden. Das bedeutet: Ein Partner wird als anziehend empfunden, wenn er den in der Gesellschaft anerkannten Idealen entspricht – Gesichtszüge und Körperproportionen, Gang, Verhalten in der Öffentlichkeit usw. Entspricht der Partner diesen Normen nicht, wird er gar nicht erst als Objekt der Liebe in Betracht gezogen. Dennoch kann es zu sexuellen Beziehungen kommen – dann jedoch auf lunare, tierhafte Weise. Solche Verbindungen sind für die erste Stufe der Aufarbeitung der Venus recht typisch, da das gesellschaftliche erotische Ideal im wirklichen Leben nur selten anzutreffen ist. Dann bleibt nur, sich auf den Mond zu verlassen, der zumindest im ästhetischen Sinne anspruchslos ist.
Auf der ersten Stufe der Aufarbeitung der Venus unterliegt das Verhalten in der Liebe einem strengen sozialen Diktat. Das betrifft nicht nur den Partner, sondern auch den Menschen selbst. Alles muss exakt nach den sozialen Normen ablaufen, die in seinem Umfeld sowohl für äußere Verhaltensweisen als auch für das innere Erleben gelten. Jegliche ungewöhnlichen Emotionen, die von diesen Mustern nicht vorgesehen sind, werden verdrängt, unterdrückt oder einfach ignoriert. Auf dieser Ebene gelten die sozialen Wahrnehmungs- und Verhaltensklischees als absolut. Sie werden nicht hinterfragt – man folgt ihnen automatisch.
Auf der zweiten Stufe der Aufarbeitung der Venus entspricht das ästhetische Empfinden noch immer streng den sozialen Normen. Doch nun beginnt es, eine weitaus bedeutendere Rolle im Leben des Menschen zu spielen als auf der vorherigen Stufe. Der Mensch beginnt, in den Kategorien „schön – nicht schön“ zu denken, und diese Unterscheidung wird für ihn zu einem wesentlichen Orientierungspunkt. Mitunter bestimmen solche ästhetischen Urteile sogar wichtige Lebensentscheidungen. Schöne Dinge – besonders solche, die als prestigeträchtig gelten – können zum Objekt beinahe religiöser Verehrung und Anbetung werden. Das ist der höchste Grad an Religiosität, zu dem der Mensch auf dieser Entwicklungsstufe der Venus fähig ist. Allerdings: Wenn die Venus im Horoskop harmonische Aspekte aufweist, können auch kurzzeitige Zustände auftreten, die dem Samadhi ähneln. Auf dieser Stufe bleibt die soziale Ethik weiterhin recht streng. Doch der Mensch beginnt, Details wahrzunehmen und zu unterscheiden. Beispielsweise: Die Gabel gehört in die linke Hand, und Knochen wirft man nicht unter den Tisch, sondern legt sie ordentlich auf den eigenen Teller. Allgemein beginnen Rituale und Formen – auch im Alltag und in der Religion – eine bewusste Bedeutung zu erlangen. Der Mensch kann etwa kirchliche Zeremonien mit Interesse beobachten, selbst wenn er gegenüber der Religion an sich gleichgültig bleibt. Ist er jedoch gläubig, wird gerade die Schönheit des Rituals zu einer kraftvollen Stütze seines religiösen Empfindens. Das Innenleben des Menschen lässt auf dieser Stufe bereits eine Vielzahl von Nuancen zu – wenn auch innerhalb standardisierter Rahmen. Es eröffnet sich eine Welt positiv besetzter Gefühle, die sozial programmiert sind. Es entsteht eine romantische Verliebtheit, die auf literarischen oder filmischen Vorbildern basiert. Auch Güte entwickelt sich – jedoch in einem engen Verständnis und meist nur dann, wenn sie dem eigenen Wohl nicht schadet. Der Mensch ist fähig, aufrichtige Dankbarkeit zu empfinden und beginnt zu verstehen, was Selbstlosigkeit bedeutet – wenn auch zunächst nur in ihren ersten Ansätzen. Parallel dazu lernt er, diese Gefühle und Zustände auch bei anderen Menschen zu erkennen und anzuerkennen. Auf dieser Stufe gelingt dem Menschen die Anpassung an die Gesellschaft bereits vergleichsweise gut – zumindest innerhalb seiner eigenen sozialen Schicht oder Gruppe.
Bei  harmonischen Venus kann der Mensch echtes Wohlbefinden und Freude an sozialen Kontakten empfinden. Er spürt deutlich die Einheit mit dem Egregor seiner sozialen Gruppe und empfindet keinerlei Unbehagen gegenüber den Strukturen und Regeln, die diese Umgebung bestimmen.
Auf der dritten Stufe der Aufarbeitung der Venus beginnt sich die persönliche Wahrnehmung von gesellschaftlichen Klischees zu lösen. In der Ästhetik und im sozialen Bereich entsteht ein gewisser Freiraum. Der Mensch ist nun in der Lage zu sagen: „Ich kann die Welt so betrachten, wie es in meinem Umfeld üblich ist – aber ich kann sie auch auf meine eigene Weise sehen.“ Allerdings ist dieser persönliche ästhetische und ethische Blick noch schwach ausgeprägt. Der Mensch ist sich seiner Gültigkeit nicht sicher und zweifelt manchmal sogar an seinem Recht, eine eigene Wahrnehmung zu haben, wenn diese nicht vom sozialen Umfeld bestätigt und gebilligt wird. Auf dieser Stufe wird das ästhetische Empfinden deutlich stärker und feiner als zuvor. Der Mensch beginnt, Details wahrzunehmen, die dem kollektiven ästhetischen Bewusstsein entgehen. Mitunter hat er das Gefühl, dass bestimmte Einzelheiten oder sogar ganze Kunstwerke geradezu persönlich an ihn gerichtet seien. Dies verleiht der Wahrnehmung eine völlig neue Qualität – man kann nun wirklich von ästhetischem Genuss sprechen. Kommt es zu einer tiefen Einbindung in den künstlerischen Egregor, so ist auf dieser Stufe auch eine Verwirklichung in der Kunst möglich – sei es Malerei, Musik oder Literatur. Die Ethik sozialer Kontakte wird flexibler. Der Mensch spürt nun deutlich die ungeschriebenen Regeln des Verhaltens in seinem Umfeld. Doch darüber hinaus beginnt er, die Grenzen zu spüren, innerhalb derer sich diese Regeln leicht überschreiten lassen – dank seines persönlichen Charmes und individuellen Stils. Ein solcher Mensch wird angenehm und gesellschaftlich anziehend. Man lädt ihn gern zu besuchen, halbformellen Zusammenkünften sowie zu öffentlichen Veranstaltungen und Treffen ein. Er wird als schön oder zumindest ästhetisch interessant wahrgenommen. In jedem Fall wirkt sein äußeres Erscheinungsbild originell und angenehm auf seine Umgebung. Das innere Gefühlsleben wird nun aus ästhetischer und ethischer Perspektive betrachtet. Der Mensch bemerkt, dass er manche seiner Gefühle oder inneren Regungen als unpassend, unschön oder gar „falsch“ empfindet und versucht, sie loszuwerden – anfangs noch durch unbeholfenes Unterdrücken. Außerdem beginnt er zu begreifen, dass sein emotionaler Zustand einen starken Einfluss auf andere ausübt. Er erkennt, dass er durch die Ausstrahlung weicher venusischer Energie – durch Lächeln, Tonfall, schöne Kleidung, Haltung, sanfte Bewegungen – beträchtliche Wirkungen erzielen kann. Mitunter sogar solche, die durch direkte marsische Aktivität unerreichbar wären.
In der Liebe kann der Mensch auf dieser Stufe wahre Höhen kreativer Inspiration erreichen.
Mitunter ruft das ein leichtes Unbehagen bei seiner Geliebten hervor, die vielleicht auf bodenständigere und praktischere Ausdrucksformen der Zuneigung gehofft hatte statt auf überschwängliche Oden oder gar Elegien. Erst auf dieser Stufe kann venusische Liebe wirklich selbstlos werden. Der Mensch beginnt, den Partner mehr oder weniger so wahrzunehmen, wie er ist – zumindest in seiner Individualität. Er ist nun fähig, die Wahrnehmung nicht länger durch die Brille gesellschaftlicher Klischees zu verzerren und den anderen nicht einer inneren Zensur zu unterwerfen.
Auf der vierten Stufe der Aufarbeitung der Venus beginnt das ästhetische Prinzip, das ethische im engen, gesellschaftlich anerkannten Sinne zu verdrängen. Der Mensch ist nun weniger abhängig von gesellschaftlichen Normen der Ästhetik und Moral – obwohl er sich ihrer bewusst ist und sie stets im Blick behält. Doch gesellschaftliche Muster erscheinen ihm eng und fast immer unzureichend. Seine eigene Ethik und Ästhetik werden nun deutlich präziser, und sie werden nicht mehr von der Gesellschaft bestimmt, sondern direkt von dem Egregor, dem er innerlich folgt. Oft geschieht diese Verbindung unter Umgehung gesellschaftlicher Strukturen und Normen. Auf dieser Stufe muss der Mensch dauerhaft schön und präzise leben. Seine Ansprüche an sich selbst sind weitaus höher als alle gesellschaftlichen Vorgaben. Doch die Umwelt nimmt das gewöhnlich nicht bewusst wahr. Man fühlt sich stark zu einem solchen Menschen hingezogen. Es ist angenehm, ihn anzusehen – ganz gleich, was er tut oder sagt. Man hat den Eindruck, er könne sofort in einem Kunstfilm auftreten – so natürlich schön und ausdrucksstark wirkt er. Gleichzeitig fällt es schwer, ihm wirklich nahe zu kommen. Es entsteht das Gefühl, selbst nicht rein genug zu sein, nicht an ein gewisses inneres Niveau heranzureichen. Doch der Kontakt mit einem solchen Menschen wirkt reinigend. Er ruft den Wunsch hervor, besser zu werden – innerlich harmonischer und äußerlich schöner.
Auf der vierten Stufe der Aufarbeitung der Venus ist der Mensch fähig, direkt mit dem sozialen Egregor zu arbeiten. Auf materieller Ebene bedeutet das, dass sein ästhetischer und ethischer Einfluss so stark wird, dass er in den gesellschaftlichen Geschmack eingeht und die Weltwahrnehmung großer Menschengruppen verändert. So treten bedeutende Künstler, Publizisten, gesellschaftliche Akteure – mitunter, wenngleich selten, auch Politiker – in Erscheinung. Im inneren Leben lernt der Mensch, seine wahren Gefühle und Emotionen von jenen zu unterscheiden, die vom kollektiven Unterbewusstsein der Gesellschaft auferlegt sind. Er lernt, von beiden unabhängig zu werden – weder sich den ersten willenlos hinzugeben, noch sich von den zweiten manipulieren zu lassen, sondern sie bewusst zu steuern, um in der sozialen Umgebung möglichst angemessen zu handeln. Auf dieser Stufe entstehen Schauspieler von sehr hohem Rang, die ihre Fähigkeiten nicht zu egoistischen Zwecken einsetzen, sondern für einen evolutionären Einfluss – auch in der Rolle praktischer spiritueller Lehrer.
Die Venus symbolisiert die schöne oder auffällige Frau – jedoch ausdrücklich nicht in der Rolle der Mutter oder Schwester. Für den Mann kann sie eine Geliebte darstellen – aber gerade in einer sozialen Rolle, nicht im Status einer Ehefrau. Für die Frau kann es sich um eine Liebesverbindung handeln, in der sie selbst die Rolle der Geliebten übernimmt – unabhängig davon, ob mit einem Mann oder einer Frau. Bei einer verletzten Venus ist auch die Rolle der Rivalin möglich.
Die Venus herrscht über zwei Tierkreiszeichen: Waage und Stier. Von der Waage erhält sie das intuitive Empfinden für höchste Harmonie, die Fähigkeit, die Proportionen von Teilen zu erfassen und die Ästhetik sich entwickelnder Prozesse wahrzunehmen. Vom Stier erbt die Venus die irdische, greifbare Wirkung auf die Außenwelt, und ihr Leitspruch lautet: „Was schön ist, ist real.“
Die Erhöhung der Venus findet im Zeichen der Fische statt. Eine entwickelte Venus, die in den Fischen aktiviert ist, verleiht nicht etwa Ekel oder Abgrenzung, sondern die Fähigkeit, sich an jede Situation anzupassen sowie die Begabung, selbst dort Ästhetik und Ethik zu erkennen, wo dies grundsätzlich unmöglich zu sein scheint.
Die Situation der Venus in ihrer reinen Ausprägung zeigt sich besonders deutlich bei einem Konzert klassischer Musik oder in einem mathematischen Seminar über Galois-Theorie und algebraische Zahlensysteme. Die Hauptmerkmale der Präsenz der Venus in solchen Momenten sind präzise Harmonie, Proportionalität und Ausgewogenheit der Teile sowie eine deutliche Betonung des ästhetischen Aspekts. Die Venus herrscht über festliche Inszenierungen, Bälle und Konzerte. Sie leuchtet im Ballett und in der Oper, lächelt auf Festen und Karnevalen und triumphiert in Museen, umgeben von Schönheit und Stil. Mitunter – besonders in ihrer niederen Oktave – führt die Venus, im Bündnis mit dem Mars, Eifersuchtsszenen herbei. Diese Szenen sind weitaus stärker durch das kollektive gesellschaftliche Unterbewusstsein geprägt, als man sich gewöhnlich eingestehen möchte.
Die Venus herrscht über alle Arten gesellschaftlicher und sozialer Ereignisse: gesellschaftliche Empfänge, diplomatische Anlässe, Salons, offizielle Bankette – und alle Zusammenkünfte, bei denen es darauf ankommt, genau das zu sagen, was korrekt, elegant und angemessen ist. Die Venus scheint über Verliebten am Anfang ihrer Gefühle. Doch mit demselben Licht – wenn auch einem traurigeren – beleuchtet sie auch ihren Abschied und ihr Auseinandergehen. Auch unerwiderte und unglückliche Liebe stehen unter dem Schutz der Venus. Gegenseitige Liebe jedoch, vor allem bei längerem Zusammensein, wandelt sich rasch in den lunarischen Bereich – in das Reich der Bindung, des Alltags und der Fürsorge. Von der Venus wird die Liebe zur Wissenschaft, zur Kunst und zur gesellschaftlichen Betätigung regiert. Doch die Liebe zur Heimat oder zur Familie gehört bereits in das Gebiet des Mondes. Wohltätigkeit und Barmherzigkeit können sowohl zur Venus als auch zum Mond gehören – je nach ihren Nuancen und Ausdrucksformen.
Ein Mensch der Venus– jemand, in dessen Horoskop dieser Planet eine dominante Stellung einnimmt – wird eng mit dem gesellschaftlichen Bewusstsein und Unterbewusstsein verbunden sein. Die Ethik und Ästhetik, die in seiner sozialen Schicht vorherrschen, werden einen starken Einfluss auf ihn ausüben – ja, ihn beinahe hypnotisch in ihren Bann ziehen. Je nach den Aspekten der Venus wird er diesen Normen entweder völlig gehorchen oder sich im Gegenteil verzweifelt gegen sie auflehnen. Doch besonders schwer wird es ihm fallen, diesen Normen gelassen zu begegnen und eigene ästhetische und ethische Maßstäbe zu entwickeln. Dabei ist es genau das, was die Menschen in seiner Umgebung dringend von ihm brauchen. Schönheit und Gefühle – besonders jene, die gesellschaftlich geschätzt werden – werden im Leben eines solchen Menschen eine zentrale Rolle spielen. Sehr wahrscheinlich liebt er nicht nur Malerei, Poesie und Musik, sondern zeichnet selbst oder spielt mehrere Musikinstrumente. Auch das Dichten ist nicht ausgeschlossen – selbst in informeller Form. Über viele Dinge urteilt er aus ästhetischer Perspektive – manchmal sogar übertrieben: „Dieser Mensch gefällt mir nicht – seine Ohren sind zu schief.“ Vielleicht verbirgt sich hinter diesen „schiefen Ohren“ tatsächlich ein moralischer Makel? Dem Menschen der Venus gelangt Information mitunter genau in dieser Form – doch er muss lernen, seine eigenen ästhetischen Signale zu lesen, und das ist keineswegs einfach. Die venusische Trägheit und Anspruchshaltung gegenüber der Umwelt müssen in Fleiß und Strenge mit sich selbst umgewandelt werden. Dazu muss er tief in seine innere Welt eintauchen und erkennen, dass die Schönheit der Seele sich vor allem in unvoreingenommener Aufmerksamkeit offenbart und sich in präzisen, überlegten Handlungen verwirklicht, die im richtigen Moment geschehen.
Für den Menschen der Venus bedeutet Leben – Lieben.
Doch die lunare Liebe mit ihrer häuslichen Wärme und Fürsorge erscheint ihm langweilig. Bei einer verletzten Venus können sich Lebensmuster entwickeln wie bei Don Juan oder Manon Lescaut – natürlich innerhalb der sozialen Umgebung, in der sich der Mensch bewegt. In jedem Fall wird es in seinem Leben viel Liebe geben. Er wird von Frauen geliebt werden, von Männern – sogar von ganzen Gruppen. Doch nicht immer von jenen, die er sich wünscht und oft nicht auf die Weise, wie er es sich vorgestellt hat. Trotzdem wird auch er sich immer wieder verlieben – bis ins hohe Alter hinein, und dabei von Zeit zu Zeit jenes charakteristische Herzklopfen erleben, das für ihn bedeutet: „Ich lebe.“ Venusische Liebe kommt meist plötzlich – und für immer, zumindest so, wie es das Herz verspricht.
Schwache Venus bringt dem Menschen Schwierigkeiten im sozialen Umgang. Es fällt ihm schwer, die ungeschriebenen Gesetze seines Umfelds oder der sozialen Gruppe, in der er lebt und sich bewegt, zu erfassen. In Gesellschaft wird er nicht sofort und begeistert aufgenommen. Er kann fremd oder unpassend wirken – besonders dann, wenn er die feinen sozialen Signale nicht wahrnimmt. Dennoch – wenn er sich die Mühe macht, öfter zu lächeln und aufmerksam zuzuhören, wird er mit der Zeit – wenn er es denn will – sogar Zugang zu relativ elitären Kreisen finden können. Im Allgemeinen weist ein schwacher Planet auf einen nicht zwingenden Charakter des Karmas hin. Der Mensch ist frei zu entscheiden, ob er das entsprechende Prinzip entwickeln möchte – oder es beiseitelässt. Schwache Venus bedeutet in diesem Sinne, dass der Mensch an menschlichen Kontakten als solchen nicht besonders interessiert ist. Der Gedanke an ein neues Kennenlernen oder die Aussicht auf einen gesellschaftlichen Anlass ruft bei ihm keine warme Reaktion hervor und begeistert ihn in der Regel nicht. Ein solcher Mensch legt keinen besonderen Wert auf die ästhetischen Aspekte des Lebens. Sehr wahrscheinlich bleibt ihm die Schönheit eines alten Stadthauses oder die Farbe des Abendhimmels gleichgültig. Auch kann er nicht nachvollziehen, wie man sich an einer Frau einfach deshalb erfreuen kann, weil sie schöne Beine hat. In klaren ethischen Kategorien zu denken fällt ihm leichter als sich an den verschwommenen, schwer greifbaren ästhetischen Maßstäben zu orientieren, die ihm unsicher und flüchtig erscheinen. Der Ausdruck „schöne Geste“ hat in seinem Mund eher einen ironischen oder sogar abwertenden Klang. Die Schönheit des Lebens ohne pragmatische Überlegungen wahrzunehmen, fällt ihm nahezu unmöglich. Ein solcher Mensch ist ästhetisch anspruchslos. Er neigt nicht dazu, sich äußerlich, sprachlich oder im Auftreten zu schmücken. Doch auf höheren Entwicklungsstufen der Venus kann er dennoch damit beginnen – nicht für sich selbst, sondern für die anderen, um ihnen Freude zu bereiten oder vielleicht sogar zu helfen, ihr eigenes ästhetisches Empfinden zu entfalten. Innerlich fühlt er sich in dieser Welt fremd – besonders im sozialen Kontakt. Liebe mit sozialer Färbung – romantische Liebe, die nicht sofort auf Familiengründung abzielt – wird ihn nur selten ereilen. Vielleicht sogar nie. Sollten sich solche Gefühle dennoch einstellen, werden sie wahrscheinlich schwach und unauffällig bleiben. Doch zugleich bleibt er auch verschont von den negativen Begleiterscheinungen: Eifersucht, Sehnsucht, zwanghafte Anziehung. Für eine entwickelte Persönlichkeit kann das sogar ein Segen sein. Ein solcher Mensch wird nicht durch Leidenschaften abgelenkt und kann sich auf eine höhere Liebe konzentrieren – zur eigenen Nation, zur gesamten Menschheit (Mond) oder zu Gott (Neptunische Schwingung).
Auf einer niedrigen Stufe der Aufarbeitung wird die Venus oft durch den Mond ersetzt.
In einem solchen Fall empfindet der Mensch soziale Situationen als langweilig, wenn sie nicht mit einem deutlich ausgeprägten biologischen Unterton versehen sind. Ebenso geht es auch den anderen mit ihm: Er ist zwar körperlich anwesend, doch emotional scheint er nicht in den sozialen Raum eingebunden zu sein.
Harmonische Venus hingegen erfreut sich fast immer gesellschaftlichen Erfolgs. Die Menschen mögen sie. Es ist angenehm, mit ihr zu sprechen: Sie versteht es, aufmerksam zuzuhören, und bringt von Zeit zu Zeit kurze, aber passende Bemerkungen ein, etwa:
– „Ach, wie wahr das ist!“
– „Außerordentlich interessant!“
– „Welch tiefer Gedanke – ich wäre nie darauf gekommen…“
– „Oh, Gelehrsamkeit!“
Ein Trigon zum Mond und zum Aszendenten verleiht oft äußere Schönheit, Wirkungskraft – oder zumindest die Fähigkeit, ein entsprechendes äußeres Bild zu gestalten. Es zeigt sich eine Liebe zur Kunst und ein feines Gespür für ihre Wahrnehmung, sowie die Fähigkeit, Hässlichkeit in Menschen und im Leben nicht wahrzunehmen. Eine Neigung zur romantischen Liebe, die Fähigkeit, schön den Hof zu machen und umworben zu werden, sowie eine Harmonie und gesellschaftlich „ausgelüftete“ Qualität entsprechender Emotionen sind typisch.
Harmonischen Venus ist familiärer und gruppenbezogener Konformismus eigen. Es fällt ihr sehr schwer, sich gegen die Gesellschaft zu stellen – und noch schwerer, wirklich gegen sie zu handeln.
Bei starker Venus wächst die soziale und gruppenspezifische Ethik tief in das persönliche Unterbewusstsein hinein. Dadurch wird es für den Menschen äußerst schwierig zu erkennen, was er wirklich für richtig oder falsch hält und was ihm vom sozialen Egregor aufgezwungen wurde. Er kann nicht immer klar unterscheiden, wo seine eigenen Urteile enden und der Einfluss der Umgebung beginnt. „Wie könnte er es wagen, mich nicht zu lieben!“ Es entsteht auch eine Neigung zum sozialen Vampirismus: „Allein durch meine Anwesenheit mache ich euch glücklich – also seid so gut und unterhaltet mich!“
Aufgearbeitete Venus hingegen verleiht dem Menschen künstlerische und darstellerische Talente. Sie schenkt ihm die Gabe des konstruktiven Austauschs mit anderen sowie diplomatisches Geschick. Ein solcher Mensch versteht es, eine Gruppe sanft zu führen, ihre Atmosphäre zu beeinflussen und das kollektive Karma unmerklich zu korrigieren, indem er durch sich hindurch die Ethik und Ästhetik des gesellschaftlichen Unterbewusstseins formt. Um ihn herum scheint es stets, als würden Rosen blühen – und diese Rosen haben noch eine besondere Eigenschaft: Sie wirken wie ein natürlicher Deodorant, der den Raum, in den er eintritt, reinigt und erfrischt.
Verletzte Venus führt zu einer ausgeprägt antisozialen Wahrnehmung. Das gesellschaftliche Bewusstsein und Unterbewusstsein stoßen den Menschen aktiv ab – doch wie sich das äußert, hängt stark von der Gesamtstruktur des Horoskops ab.
Entwickelte, aber verletzte Venus verleiht dem Menschen ein geschärftes soziales Gewissen. Er ist fähig, konstruktiv mit besonders akuten gesellschaftlichen Problemen zu arbeiten. Mehr noch: Ein solcher Mensch kann die tiefsten und sichtbarsten Lücken in der Ethik des Gruppenevergors erkennen und schließen – indem er korrigiert, was lange unbeachtet geblieben ist und dringend einer moralischen Intervention bedurfte.
Nicht aufgearbeitete, verletzte Venus kann zu sozialem Nihilismus führen – sowohl in aktiver als auch in passiver Form. Ein solcher Mensch neigt dazu, gegen die Gesellschaft zu rebellieren, um seine unreife Persönlichkeit gegen das zu verteidigen, was er als Übergriff eines niederträchtigen und feindlichen sozialen Umfelds empfindet. Er könnte versuchen, sich mit einer dicken Mauer aus Egoismus von der Welt abzugrenzen oder eine andere Form der Isolation wählen – je nach Zeichen, Haus und Aspekten der Venus im Geburtshoroskop. Beziehungen zu anderen Menschen gestalten sich schwierig – auch wenn ihr Anfang stürmisch und ungetrübt verlaufen mag. Das ist besonders typisch für Quadrate, die sich in ihrer ersten Erscheinung oft wie Trigone tarnen: Das Schicksal lockt den Menschen mit einem Zuckerstück, in dessen Innerem jedoch ein Stahlhaken verborgen ist.
Bei schlecht aufgearbeiteter Venus stellt der Mensch hohe – oft überhöhte – Ansprüche an seine Mitmenschen. Das betrifft ihre Ethik, ihre Umgangsformen und ihr äußeres Erscheinungsbild. Mitunter sind diese Ansprüche aus dem Bewusstsein verdrängt, äußern sich jedoch in einer ausgeprägten ästhetischen Launenhaftigkeit, die sich früher oder später bemerkbar macht. Wenn es Oppositionen im Horoskop gibt, zeigt sich eine Neigung zu psychischen Projektionen: Der Mensch überträgt unbewusst seine eigenen ethischen und ästhetischen Mängel auf seine Partner und auf die Gesellschaft insgesamt.
Mit zunehmender Aufarbeitung der Venus verändert sich die Lage. Die inneren Anforderungen an die eigene Ethik und Ästhetik steigen, und der Mensch beginnt, in jeder disharmonischen Situation zuerst bei sich selbst nach Ursache und Schuld zu suchen. Das ästhetische Empfinden verletzter Venus kann äußerst ungewöhnlich sein – entweder sehr originell und unvergleichlich, oder mit einer deutlich antisozialen Ausrichtung, wie etwa bei den Hippies oder anderen Bewegungen, die den gesellschaftlichen Normen offen den Kampf ansagen. Ist die Venus aufgearbeitet, kann eine ungewöhnliche Ästhetik kraftvoll, leuchtend und tief faszinierend sein. Doch fehlt die Aufarbeitung, wird sie in den meisten Fällen einfach nur hässlich. Ein Künstler oder Schriftsteller mit verletzter Venus hat es im Schaffen schwer. Die Qualen des kreativen Prozesses sind hier keine Metapher, sondern bittere Realität: Inspiration kommt selten – und wenn sie kommt, erscheint sie manchmal so quälend, dass man sich wünscht, sie wäre ganz ausgeblieben. Liebe, oder besser gesagt: die damit verbundenen Schwierigkeiten und Leiden, wird es im Leben eines solchen Menschen reichlich geben. Im zwischenmenschlichen Bereich zeigt sich, wie man sagt, ein schwieriger Charakter. Mitunter kann ein Mensch mit verletzter Venus verhärten und beginnt, die Liebe seiner Mitmenschen bewusst auszunutzen – mit dem Ziel, selbst nicht an der Spannung seiner Venus arbeiten zu müssen, sondern diese Aufgabe auf andere abzuwälzen, die ihre Liebe zu ihm als Werkzeug der Heilung einsetzen sollen. Doch in Wahrheit funktioniert das nicht. Jeder Mensch lebt nach seiner eigenen Radix. Die Weigerung, die angespannten Aspekte selbst und freiwillig zu bearbeiten, verengt nur noch mehr das ohnehin enge Labyrinth – das eigene Karma.
 

Abessalom Podvodny. "Allgemeine Astrologie. Planeten."
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