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Uranus - Astrologie im Wassermannzeitalter.

Astrologie im Wassermannzeitalter
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Uranus

Planeten
URANUS.
Die höheren Planeten (Planeten der vierten Ebene) symbolisieren solche Umstände des inneren und äußeren Lebens, die außerhalb der Kontrolle eines gewöhnlichen Menschen liegen. Auf dieser Ebene manifestiert sich der freie Wille hauptsächlich als die Möglichkeit, die innere Einstellung zu dem Geschehen zu wählen. Die Handlungen des Menschen beeinflussen die Entwicklung von Situationen, die von Uranus, Neptun und Pluto gesteuert werden, praktisch nicht.
Jedoch wird gerade seine innere Haltung zu den Ereignissen – sowohl zu äußeren als auch zu inneren – häufig zum entscheidenden Faktor im Schicksal. Dennoch ist sich der Mensch dessen oft nicht bewusst. Aus Unwissenheit, Unspiritualität oder übermäßigem Hochmut neigt er dazu, seine Erfolge und Misserfolge mit seinen eigenen aktiven Handlungen – geglückten oder fehlerhaften – in Verbindung zu bringen. Natürlich besitzen nur wenige Menschen ein solches Maß an Demut, das es ihnen ermöglichen würde, die Welle des Tsunamis zu stoppen, die sich zu ihren Füßen erhebt. Aber selbst die entschlossensten und energischsten Handlungen helfen in diesem Moment nicht mehr. Ein Mensch, der es geschafft hat, wenigstens ein Zehntel der notwendigen <b>Demut</b> zu entwickeln, wird niemals vor einer solchen Welle stehen. Oder zumindest wird die Situation auf irgendeiner tiefen Ebene im Voraus mit ihm abgestimmt sein.
Die höheren Planeten beeinflussen das Leben des Menschen sowohl direkt als auch durch Aspekte mit den niederen Planeten. In diesem Abschnitt des Lehrbuchs wird jedoch hauptsächlich auf ihren direkten Einfluss eingegangen. Normalerweise äußert sich der Einfluss der höheren Planeten als Hintergrundwirkung und bleibt kaum wahrnehmbar. Er wird Teil des gewohnten Lebensbildes und wird deshalb selten bewusst erkannt.
Manchmal jedoch werden diese Planeten besonders stark aktiviert. Dann treten im Leben des Menschen bedeutende Veränderungen ein – sowohl im äußeren als auch im inneren Bereich. Der Charakter dieser Veränderungen hängt von der Stellung der Planeten im Geburtshoroskop ab: vom Tierkreiszeichen, vom Haus, von den Aspekten und anderen Faktoren. Wenn die durch einen höheren Planeten bewirkten Veränderungen konstruktiv sind, kann sich das Bewusstsein des Menschen erheblich erweitern. In diesem Fall beginnt er, einem großen Egregor zu dienen – einem wissenschaftlichen, künstlerischen, philosophischen, religiösen, ethnischen oder planetaren. Der entsprechende Planet bleibt dann bei ihm dauerhaft aktiv.
Dies ist die Ebene großer Menschen: Heiliger, Wissenschaftler, Denker, Prediger und Politiker.
Durch sie fließen mächtige mentale und energetische Ströme, die die umgebende Welt – sowohl die Subtile Welt als auch die materielle – wesentlich beeinflussen. Materielle Veränderungen zeigen sich jedoch oft erst nach ein oder zwei Generationen, manchmal sogar noch später. Die Übertragung starker mentaler und insbesondere energetischer Ströme von großen Egregoren (meistens bereits ausreichend kristallisierten Teilen von ihnen) ist jedoch nicht die einzige und nicht immer die kreativste Art der Manifestation der höheren Planeten. Es gibt einen feineren und weitaus schwierigeren Weg. Er ist mit der stillen inneren Arbeit des Menschen innerhalb eines großen Egregors verbunden.
In diesem Fall erfolgen die Veränderungen nicht in der materiellen Welt, sondern unmittelbar im Egregor selbst. Dabei kann das äußere Leben eines solchen Menschen völlig unscheinbar wirken. Nur ein aufmerksamer Beobachter wird in ihm eine ungewöhnlich starke Energie wahrnehmen.
Subjektiv wird die direkte Arbeit innerhalb des Egregors unterschiedlich erlebt.
Auf einer hohen mentalen Ebene weiß der Mensch einfach, wo und was er tut – ohne Zweifel und ohne Zögern.
Auf einer mittleren mentalen Ebene kann der Prozess anders aussehen. Der Mensch denkt lange und beharrlich über eine Idee, ein Konzept oder eine Konstruktion nach und überwindet dabei einen starken inneren Widerstand. Diese Idee kann sich stark von allem unterscheiden, was der Welt bislang bekannt ist. Aber entweder erzählt er niemandem davon oder er hinterlässt Notizen, die lange Zeit unbeachtet bleiben. Jahrhunderte vergehen – und nach fünfhundert Jahren finden Historiker plötzlich diese vergilbten Blätter und wundern sich: Wie konnte ein völlig unbekannter Mensch eine solch prophetische Gabe besitzen? Doch vielleicht war er gar kein Prophet – sondern ein Schöpfer der Zukunft.
Auf der niedrigsten mentalen Ebene (aber nicht auf der spirituellen!) kann ein Mensch mit aktiven höheren Planeten einfach leben – richtig, präzise und auf den ersten Blick gewöhnlich. Er überwindet ständig ein inneres Widerstandsfeld, von dem niemand weiß. Manchmal erkennt er selbst nicht, welche schwere Arbeit er in seinem alltäglichen Leben leistet. Dennoch spürt er eine gewisse göttliche Gegenwart und Unterstützung – wenn auch nur vage, aber doch fühlbar. Seine wirkliche Rolle im Evolutionsprozess versteht er in der Regel nicht. Und dies ist ihm vorerst auch nicht notwendig.
Die Wirkprinzipien der höheren Planeten lassen sich nur schwer in gewöhnlicher Sprache beschreiben. Ihre Manifestationen sind mit veränderten Bewusstseinszuständen verbunden, die über die Grenzen der alltäglichen Erfahrung hinausgehen. In der Regel ist der direkte Einfluss dieser Planeten von kurzer Dauer. In solchen Momenten erlebt der Mensch außergewöhnlich intensive Zustände – sowohl positive als auch negative. Manchmal können sie in ihrer Färbung neutral sein, bleiben jedoch immer völlig außergewöhnlich und überschreiten die Grenzen der gewöhnlichen Wahrnehmung. Dabei bewegen sich die höheren Planeten langsam. Ihr konstantes Hintergrundwirken bewirkt tiefgreifende Veränderungen sowohl im Schicksal des Menschen als auch in der Struktur seiner Psyche. Gerade dieser langsame, aber unaufhörliche Einfluss spielt eine Schlüsselrolle, auch wenn er an der Oberfläche kaum wahrnehmbar sein mag.
Ein Astrologe muss lernen, solche Einflüsse zu erkennen. Dazu gehört die Fähigkeit, äußerlich unbedeutende, auf den ersten Blick sogar nebensächliche Ereignisse – sowohl im äußeren als auch im inneren Leben eines Menschen – wahrzunehmen.
Oft dienen gerade sie als indirekte Anzeichen für die tiefe und verborgene Aktivität der Planeten der Großen Drei – Uranus, Neptun und Pluto.
Uranus verkörpert das Prinzip der Verbindung auf der höchsten Ebene. Er übermittelt dem Menschen mentale Ideen und Gedanken, auf die dieser völlig unvorbereitet ist – umso mehr, wenn es sich um eine Gruppe von Menschen oder ein ganzes Land handelt. Der Einfluss von Uranus beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Übermittlung genialer oder – aus der Sicht der Gegenwart – verrückter Ideen.
Die uranischen mentalen Impulse sind so mächtig, dass sie von starken energetischen Entladungen und Effekten begleitet werden – wie der Donner den Blitz begleitet. Dabei nimmt der Mensch die mentale Idee selbst oft nicht bewusst wahr oder bemerkt sie überhaupt nicht. Die energetische Wirkung jedoch lässt sich kaum ignorieren. Deshalb wird der Einfluss von Uranus oft als überwältigend empfunden. Der Mensch wird förmlich aus seinem gewohnten Zustand herausgerissen, ohne zu verstehen, was genau der hohe Egregor ihm mitteilen wollte. Uranus deckt, ähnlich wie Chiron, manchmal Sackgassen der Entwicklung auf. Allerdings tut er dies meist so kraftvoll, dass er zunächst alle Brücken zur Vergangenheit niederbrennt – und manchmal auch einen Teil des persönlichen Gepäcks. Die sich eröffnenden Perspektiven erscheinen dabei eher blendend als realistisch.
Die Situation nach der Aktivierung von Uranus wird oft als Chaos und Verzweiflung erlebt: Die Vergangenheit ist weitgehend zerstört, und die Zukunft ist unverständlich und dunkel, wie ein äquatoriales Firmament zwischen seltenen Sternen. Uranus, ebenso wie die anderen Planeten der höheren Ebene, herrscht über Veränderungen. Diese Veränderungen haben einen unerwarteten, explosiven und oft auch revolutionären Charakter. Im inneren Leben äußert sich dies meist in einer abrupten Änderung der Einstellung zur Welt. Dem Menschen brechen plötzlich stabile Wahrnehmungsstereotype zusammen – sowohl in Bezug auf sich selbst als auch auf die umgebende Wirklichkeit. Dies wird gewöhnlich von heftigen äußeren Ereignissen begleitet, die einen Anstoß für den inneren Umbruch geben. So bietet die bekannte „Krise der vierzig Jahre“, die mit der Opposition des transitierenden Uranus zum Radix-Uranus zusammenhängt, die Möglichkeit zu einer grundlegenden Änderung der Weltanschauung. Der Mensch beginnt, auf neue Weise zu denken – weniger stereotyp und freier. In diesem Sinne kann man sagen, dass er teilweise seinen Merkur durch Uranus ersetzt.
Uranus ist der höhere Merkur. Die für Merkur typischen logischen Strukturen können durch uranische Eingebungen ersetzt werden – plötzlich und kraftvoll. So wie der reguläre Vormarsch der Infanterie durch einen schnellen Luftlandeangriff ersetzt werden kann. Wichtig ist jedoch, dass dieser „Luftlandeangriff“ nicht zu tief im feindlichen Hinterland landet. Andernfalls könnte dies für den Menschen in einem psychischen Zusammenbruch oder einer schweren inneren Krise enden.
Auf die uranische Explosion folgen immer Schockwellen. Der hochfrequente Gedanke, der die Explosion ausgelöst hat, kann unbemerkt oder unbewusst bleiben. Aber die Wellen, die sich danach ausbreiten, sind durchaus real und spürbar. Deshalb stellt Uranus insgesamt eine potenzielle Gefahr dar. Seine Stellung im Haus des Geburtshoroskops – selbst wenn sie harmonisch erscheint – weist auf eine verletzte Lebenssphäre hin.
Eine harmonische Stellung des Uranus ist meist für die Umgebung gefährlich. Eine weniger harmonische – birgt eine Gefahr auch für den Menschen selbst. Die Gefahr des Uranus liegt in seiner völligen Unvorhersehbarkeit. Seine Explosion kann in einem Augenblick innere Mauern zerstören, die dem Menschen sein Leben lang unerschütterlich erschienen. Als Planet der vierten Ebene beherrscht Uranus die tiefen Programme des Unterbewusstseins – jene, die weit tiefer liegen als das kollektive Unterbewusstsein. Er kann den Menschen dazu zwingen, sich gegen die gesamte Gesellschaft zu stellen – und dies kann zu einer äußerst heftigen inneren Krise führen, insbesondere wenn der Mensch selbst auf eine solche Wendung nicht vorbereitet ist. In einer solchen Situation helfen weder eine harmonische Venus noch ein wohlwollender Jupiter.
Uranus als höhere Planet ist ein manifestiertes Schicksal. Seine Kraft übersteigt die Kraft des Menschen um ein Vielfaches – so wie der Planet selbst an Masse den Bewohner, der auf ihm lebt, übertrifft. Alle Menschen mit aktiven höheren Planeten (Uranus, Neptun, Pluto) spüren die Wirkung des Schicksals – einer Kraft, die ihr Schicksal bestimmt und ihren Willen sich unterordnet. Sie fühlen, dass sie von etwas Unbekanntem, aber absolut Unwiderstehlichem gesteuert werden, das von ihnen ein Dienen verlangt. Gerade der aktive Uranus jedoch lässt den Menschen dieses Empfinden besonders scharf erleben. Äußere Ereignisse und innere Impulse reißen ihn mit solcher Kraft und in eine so unerwartete Richtung mit, dass er eine unmittelbare Erfahrung dessen macht, was als Schicksal bezeichnet wird. In diesem Moment werden die Ideen von Karma und Maya – der Illusion der äußeren Welt – nicht zu abstrakten philosophischen Begriffen, sondern zu lebendigen und offensichtlichen Realitäten.
Bei tiefer Aufarbeitung des Uranus können sie als die einzig mögliche Erklärung für das Geschehen wahrgenommen werden.
Uranus herrscht über die Physik, die Astrologie sowie über jene Bereiche der Mathematik, die weniger Logik als vielmehr außerkonzeptionelle Synthese erfordern. Dies sind Bereiche, in denen ein unmittelbares mentales Erleuchtungserlebnis entscheidend ist – ein plötzlicher Einfall, eine Idee, eine Form oder Konstruktion, die in der Lage ist, eine Vielzahl von scheinbar unverbundenen Fakten miteinander zu verknüpfen. Das Ergebnis ist, dass der vorherige Zustand des Chaos geordnet wird und eine Struktur entsteht. Dies ähnelt dem Kristallisationsprozess einer übersättigten Lösung: Es bedarf eines Keimes, der von außen kommt – und dieser bestimmt die spätere Form des Kristalls.
In ähnlicher Weise enthält jede Radixkarte ein ganzes Meer von Informationen. Die Aufgabe des Astrologen besteht darin, den Hauptaspekt und den Hauptplaneten zu finden, um die sich die Ereignisse im Leben dieses Menschen – sowohl im äußeren als auch im inneren Bereich – entfalten. Alles andere sollte als zweitrangig, drittrangig oder als potenziell betrachtet werden – zumindest im aktuellen Moment seines Lebens. Dabei ist wichtig zu bedenken: Schon der Besuch bei einem Astrologen aktiviert bei dem Klienten den Uranus. Und die Folgen dieser Begegnung können völlig unvorhersehbar sein.
Die Aufarbeitung des Uranus verläuft entlang zweier Linien, von denen jede ein ziemlich hohes Maß an Selbstbewusstsein und ein bestimmtes Maß an evolutionärem Bewusstsein erfordert.
Die erste Linie des Einflusses von Uranus ist mit der Haltung des Menschen gegenüber seinem ständigen, aber hintergründigen Einfluss verbunden. Es zeigt sich in den Nuancen des Geschehens, in scheinbar unbedeutenden Ereignissen und Kleinigkeiten. Doch gerade aus solchen kleinen Umständen webt sich das Gewebe des Lebens, durch das sich der Mensch entwickelt und evolviert. In diesen Details bleibt dem Menschen ein erheblicher Grad an Freiheit. Er kann auf viele kleine Aspekte seines Alltags Einfluss nehmen. Jeden Tag trifft er Dutzende kleiner Entscheidungen – und jede davon geschieht nicht ohne das Mitwirken der höheren Planeten. Gerade diese alltäglichen Entscheidungen und die innere Haltung gegenüber scheinbar unbedeutenden Dingen formen letztlich sein Schicksal.
Die zweite Linie der Aufarbeitung des Uranus ist damit verbunden, wie der Mensch auf unkontrollierbare innere und äußere Explosionen – auf akute, unerwartete und unvorhersehbare Situationen – reagiert. In solchen Umständen sind insbesondere Kaltblütigkeit, Zurückhaltung sowie die Fähigkeit, sich zu wundern und das Ungewöhnliche anzunehmen, ohne es sofort in gewohnte Schemata einordnen zu wollen, von großer Bedeutung. Diese Qualitäten können sehr nützlich sein, wenn der Mensch mit typischen uranischen Ereignissen konfrontiert wird. Dennoch ist diese Linie der Aufarbeitung – insbesondere auf ihren anfänglichen Stufen – weniger wichtig als die erste. Gott verlässt sich nicht auf solch wandelbare und oberflächliche Qualitäten wie Verstand oder Gewandtheit.
Für ihn sind Demut, Geduld und unparteiische Aufmerksamkeit weitaus wertvoller. Außerdem sind uranische Krisensituationen in der Regel im Voraus geplant und streng gesteuert.
Auf der ersten Stufe der Aufarbeitung des Uranus zeigt der Mensch völlige Gleichgültigkeit gegenüber seinen feinen Manifestationen und zugleich absoluten Fatalismus gegenüber ausgeprägten uranischen Ereignissen. Ein solcher Fatalismus kann sowohl religiös als auch atheistisch gefärbt sein. Kleine uranische Signale begegnen dem Menschen im Leben fast täglich. Dies können unerwartete Situationen, seltsame Bemerkungen von Mitmenschen oder eigene Gedanken sein, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen. Sie sind immer ungewöhnlich, brechen aus der gewohnten Logik aus – und werden gerade deshalb häufig ignoriert. Der Mensch neigt dazu, sie als Unsinn, als Ausdruck von Chaos oder gar als Wahn zu betrachten – als etwas, das der Aufmerksamkeit eines ernsthaften und vernünftigen Menschen nicht würdig ist.
Auf der ersten Stufe der Aufarbeitung des Uranus, wenn der Mensch mit einer ausgeprägten uranischen Situation konfrontiert wird, ist er völlig verloren. Komplexe soziale Programme des Unterbewusstseins funktionieren nicht mehr, und an ihre Stelle treten primitive, manchmal sogar instinktiv-tierische Reaktionen. Dies kann sich in Panik, Entsetzen, akutem Egoismus, einer plötzlichen Bewusstseinseinengung oder sogar in einem vollständigen Aussetzen der Wahrnehmung äußern. Manchmal verfällt der Mensch in Apathie und wird völlig gleichgültig gegenüber dem Geschehen. In jedem Fall fehlt die Vorstellung, dass man sich bewusst auf eine solche Situation einlassen könnte. Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass das Geschehen einen Sinn oder eine Bedeutung für das zukünftige Schicksal haben könnte. Man will nur eines – es so schnell wie möglich überstehen, vergessen und nie wieder daran denken.
Auf der zweiten Stufe der Aufarbeitung des Uranus beginnt der Mensch zuzulassen – wenn auch nur in Form eines primitiven Aberglaubens – dass Informationen in Form kleiner Offenbarungen des Schicksals empfangen werden können. Am häufigsten äußert sich dies im Glauben an Vorzeichen: sowohl an gesellschaftlich anerkannte (zum Beispiel: eine schwarze Katze bringt Unglück, ein Schornsteinfeger bringt Glück) als auch an persönliche, auf eigenen Erfahrungen beruhende (Glückszahlen, Unglückszahlen und Ähnliches). In Wirklichkeit sendet die Karma dem Menschen ständig Zeichen. Mit ihrer Hilfe kann er sich im Voraus auf bevorstehende Ereignisse vorbereiten und in einigen Fällen diese sogar vorausahnen. Natürlich hängt der Grad der Genauigkeit der Vorhersage vom allgemeinen inneren Entwicklungsstand des Menschen ab. Die von Uranus gesendeten Zeichen zeichnen sich durch einen besonderen Anstrich von Unkonventionalität und Überraschung aus. Sie sind auffällig, springen ins Auge und tragen eine klare informative Botschaft in sich, auch wenn es oft schwer ist, ihren Sinn sofort zu verstehen. Im Unterschied zu den Zeichen von Neptun, die sich häufiger in vagen emotionalen Zuständen manifestieren, erscheinen die uranischen Zeichen als Symbole von etwas Bedeutendem – auch wenn nicht immer klar ist, wovon genau. Manchmal (wenn auch auf dieser Entwicklungsstufe selten) erhält der Mensch eine völlig präzise Deutung eines solchen Zeichens. Dies bestätigt für ihn den „Aberglauben“ und weckt den Verdacht, dass seinem Schicksal tatsächlich eine höhere Sinnhaftigkeit zugrunde liegt. Weitaus häufiger jedoch sind die Deutungen ungenau oder völlig falsch. Dann neigt der Mensch dazu, das Geschehen für bloße Zufälle zu halten – obwohl die innere Stimme ihm zuflüstert, dass die Sache viel tiefer reicht.
Auf dieser Stufe bleiben die uranischen mentalen Offenbarungen weiterhin unverständlich.
Der Mensch nimmt sie als etwas Verrücktes wahr, das außerhalb der Logik liegt, kann ihnen jedoch bereits ein abstraktes Interesse entgegenbringen. Manchmal amüsieren ihn solche Ideen sogar selbst oder sie unterhalten seine Umgebung. Über ihn könnte man sagen: „Er hat Fantasie“ – obwohl es an echter schöpferischer Vorstellungskraft noch an Tiefe und innerer Sinnverbindung fehlt. In ausgeprägten uranischen Situationen verliert sich ein solcher Mensch bereits weniger als auf der ersten Stufe. Auch wenn er weiterhin keine Konstruktivität in ihnen sieht, kann in ihm – neben der Angst – die Fähigkeit entstehen, auch Begeisterung zu empfinden. Besonders wenn sich vor ihm eine wirklich beeindruckende energetische Welle mit einer prächtigen, funkelnden Gischt am Kamm entfaltet.
Auf der dritten Stufe der Aufarbeitung des Uranus vollziehen sich qualitative Veränderungen. Der Mensch beginnt, uranische Impulse konstruktiv zu nutzen. Vor allem erhält er von Zeit zu Zeit unerwartete Eingebungen zu Themen, die er für sich selbst formuliert hat. Dies können brillante Ahnungen, unkonventionelle Lösungen oder plötzliche Erleuchtungen sein, die scheinbar aus dem Nichts kommen. Noch beherrscht er die Methode der „genialen Eingebung“ nicht vollständig. Manchmal kommt sie nicht sofort, manchmal gar nicht. Dennoch kann der Mensch bereits darauf zählen – insbesondere, wenn er zuvor gründliche Vorarbeit geleistet hat. Manchmal entsteht eine Eingebung bereits zu Beginn des Weges – als Richtung, in der die Lösung gesucht werden sollte. Er nimmt sie mit Respekt und innerer Dankbarkeit an, denn er hat den Geschmack hohen mentalen Schaffens verspürt. In diesem Stadium werden die uranischen Zeichen des Karmas deutlich klarer.
Der Mensch beginnt, die innere Stimme zu hören, die klare Kommentare zu ungewöhnlichen oder besonders auffälligen Umständen und Ereignissen gibt. Diese inneren Hinweise lassen sich kaum noch ignorieren. Prophetische Fähigkeiten beginnen sich als Realität anzufühlen – auch wenn Fehler noch vorkommen. Aufmerksame Beobachtung zeigt, dass die meisten dieser Fehler mit einer Forcierung der Situation und persönlicher Befangenheit zusammenhängen. Wenn der Mensch versucht, den Prozess zu beschleunigen oder zu sehr am Ergebnis hängt, wird die uranische Klarheit verzerrt. Starke uranische Manifestationen, die das Leben und die Weltsicht auf den Kopf stellen, werden nun vom Menschen wesentlich gelassener aufgenommen. Natürlich hängt vieles von den Aspekten des Uranus und der Gesamtstruktur der Radix Karte ab. Dennoch bemüht sich ein Mensch, der gelernt hat, kleine uranische Zeichen zu schätzen, auch in großen Ereignissen einen Sinn zu finden. Wenn er über genügend innere Ehrlichkeit und Demut verfügt, kann er die Zerstörung eines wesentlichen Teils seiner früheren Realität – sowohl der äußeren als auch der inneren – annehmen. Mehr noch: Er ist in der Lage, mit dem Aufbau einer neuen Realität zu beginnen – in der Richtung, die durch einen uranischen Blitz erhellt wurde. Und obwohl der energetische „Donner“ noch zu hören ist, ruft er keine frühere Angst mehr hervor.
Auf der vierten Stufe der Aufarbeitung des Uranus lernt der Mensch, Informationen systematisch von einer sehr hohen mentalen Ebene zu empfangen. Praktisch alle seine bedeutenden Gedanken können als Offenbarungen betrachtet werden. Er irrt sich äußerst selten – selbst wenn er kaum logische Überlegungen im merkurischen Sinne anstellt. Auf dieser Stufe erfolgt die Lösung komplexer Aufgaben oder die Durchführung schwieriger Synthesen mit einer solchen Präzision und Klarheit, dass den Umstehenden der Atem stockt. Es scheint ihnen, als ginge das Geschehen über die Grenzen des Möglichen hinaus. Wenn die uranische Wahrheit präzise ausgedrückt und vollständig an die Situation angepasst ist, kann sie den gesamten Verlauf der Ereignisse grundlegend verändern. Dabei ist die Energie des Gedankens so mächtig, dass sie selbst die stabilsten Abwehrmechanismen durchdringt, die für die unteren Ebenen von Merkur und Jungfrau typisch sind.
Auf dieser Stufe sieht der Mensch die Zukunft ziemlich klar und ist fähig, durch die Kraft seiner Gedanken auf sie einzuwirken – im Rahmen dessen, was seine Karma erlaubt, was für ihn bereits selbstverständlich ist. Die ständigen uranischen Zeichen sind für ihn weniger Wegweiser in die Zukunft als vielmehr feine Instrumente zur Anpassung seines Verhaltens in der äußeren Welt. Sie helfen ihm, den wahren Sinn des Geschehens zu erkennen – das heißt, die Bedeutung von Ereignissen und Prozessen aus der Sicht des Egregors. Oft fällt es ihm viel leichter, die Wahrheit selbst zu erfassen, als sie anderen zu erklären. Um sie seinen Mitmenschen zu vermitteln, ist er gezwungen, eine besondere Sprache zu schaffen – manchmal buchstäblich von Grund auf neu.
Und in manchen Fällen muss er künstlich eine starke uranische Situation herbeiführen – und auf dieser Stufe der Aufarbeitung ist er tatsächlich dazu in der Lage. Doch selbst wenn er eine solche Situation erschafft, kann er nicht genau vorhersagen, wie sie sich entwickeln und wohin sie führen wird. Das kann niemand.
Uranus symbolisiert das Zeichen des Schicksals, der Plötzlichkeit und der Entdeckung.
Er herrscht über das Zeichen Wassermann und erreicht seine Erhöhung im Skorpion.
Vom Wassermann erhält Uranus die mentale Distanziertheit und die kühle Objektivität des Denkens. Dabei können seine Ideen von mächtigen energetischen Entladungen begleitet sein. Vom Skorpion erbt er die Kraft einer tiefgreifenden transformierenden Wirkung. Diese Kraft wird jedoch nur durch ernsthafte innere Aufarbeitung konstruktiv.
Die Situation des Uranus auf der Ebene der niederen Oktave in ausgeprägter Form ist die Volksrevolution. In solchen Momenten verwandeln Wellen von Chaos und Gewalt den Menschen in ein hilfloses Spielzeug des Schicksals. Er wird von den stürmischen, überschäumenden Wogen des Flusses der Karma direkt auf den Wasserfall des physischen Untergangs zu gerissen. Die Ideen, die dem Geschehen zugrunde liegen, können wunderschön sein. Doch die Realität ist noch nicht bereit, sie harmonisch aufzunehmen. Und die durch Uranus übertragene Energie ist so groß, dass sie in die bestehenden „Kanäle“ nicht hineinpasst – diese sind auf wesentlich bescheidenere Ströme ausgelegt. Analoge Erscheinungen in der äußeren Welt: Gewitter, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Wirbelstürme, Sandstürme. All diese Phänomene spiegeln die zerstörerische Macht des Uranus wider, wenn er ohne innere Aufarbeitung wirkt. Die Gedankenformen, deren Übertragung von solchen Naturkatastrophen begleitet wird, werden von der Menschheit nur schwach erfasst. Obwohl die Idee des „Zornes Gottes“ bis heute nicht verschwunden ist, bleibt der konkrete Inhalt des uranischen Gedankens, der hinter einer bestimmten Naturkatastrophe steht, bislang außerhalb des Bereichs ernsthafter Diskussion – sowohl unter Theologen als auch unter Mystikern. Weniger großflächige, aber dennoch mächtige uranische Situationen können sich zum Beispiel als plötzliche Massenentlassungen in einem Unternehmen, als heftige Schwankungen an der Börse oder als Phänomen des „Goldrausches“ manifestieren. Im inneren Leben kann sich Uranus als plötzlich entflammte Leidenschaft zeigen – oder im Gegenteil als unvermittelt auftretende tödliche Melancholie. Unter ihrem Einfluss ist der Mensch fähig, sein gesamtes bisheriges Leben zu zerstören und sich auf die Suche nach einem neuen Schicksal, neuen Egregoren und neuen energetischen Strömen zu begeben. Meistens jedoch bleiben diese Versuche erfolglos – sofern keine tiefgreifende innere Umgestaltung erfolgt ist.
Uranische Hintergrundsituationen sind etwas Unerwartetes, das eindeutig den Anspruch erhebt, ein Symbol zu sein. Es kann sich dabei um ein kleines Ereignis mit verborgenem Sinn handeln, doch im Unterschied zur chironischen Situation ist der uranische Sinn eher mystisch oder symbolisch mit dem Geschehen verbunden.
Uranische Situationen höherer Ebene stehen im Zusammenhang mit der Übertragung einer unerwarteten Idee, der Lösung einer schwierigen Aufgabe oder einem komplexen mentalen Syntheseprozess. Sie werden von einem mächtigen Energiestoß begleitet, der sich im starken Enthusiasmus der Beteiligten und in der Stärkung ihres Glaubens an die Macht des Geistes – des menschlichen oder göttlichen, je nach Niveau der religiösen Kultur – äußert.
Ein Mensch, der unter dem Einfluss des Uranus steht, verfügt über eine ungewöhnliche innere Energie. Er ist ständig von einer Vielzahl von Ideen und Projekten erfüllt – manchmal ist eines fantastischer als das andere.
Auf einer niedrigen Stufe der Aufarbeitung erscheint der uranische Einfluss so, dass man ihn am besten in einem fahrenden Provinzzirkus zeigen sollte – allerdings nicht mehr als einmal pro Ortschaft. Ein solcher Mensch ist schwer zu ertragen: Er hat nur einen schwachen Kontakt zur Realität, besitzt aber die Fähigkeit, sie erheblich zu stören und zu destabilisieren.
Zweifellos handelt es sich hierbei um einen schwarzen Lehrer. Und ihn zu übertrumpfen ist praktisch unmöglich, denn Uranus ist ein Planet der vierten Ebene. Er wirkt jenseits der gewöhnlichen menschlichen und sogar sozialen Möglichkeiten, und seine Kräfte lassen sich durch die Persönlichkeit nicht zähmen.
Auf der anderen Seite wird ein solcher Mensch nicht nur zur Quelle fantastischen und energischen Chaos'. Er liefert auch reichlich schicksalhafte Zeichen für alle, die mit ihm bekannt oder verbunden sind. Für seine Angehörigen wird er oft als Verkörperung des bösen Schicksals der Familie wahrgenommen. An seinem Verhalten kann man ebenso gut wahrsagen wie mit Karten oder Kaffeesatz: anhand der Farbe und des Schnitts seiner Kleidung, seiner Sprechweise und vor allem anhand seiner aktuellen Ideen. Man kann ihn weder aufhalten noch für friedliche, stabile Zwecke nutzen. Er verkörpert Unzuverlässigkeit, Unverbindlichkeit und vollständige Unvorhersehbarkeit. Selbst ein durchgearbeiteter Saturn kann nur vorübergehend einige Bereiche seines Lebens glätten, aber nicht verhindern, dass er insgesamt in ständiger Unruhe bleibt.
Auf einer hohen Stufe der Aufarbeitung des Uranus wird sein Einfluss konstruktiver.
Die Gedanken, der Enthusiasmus und die Energie des Menschen erhalten einen Anstrich von gesundem Menschenverstand. Durch sorgfältige innere Arbeit gelingt es teilweise, die mächtigen Energieschübe zu dämpfen, die normalerweise sein Leben erschüttern. Im Allgemeinen weist die Dominanz eines Planeten der vierten Ebene im Geburtshoroskop fast immer auf seine Verletzung hin. Das Schicksal auferlegt dem Menschen in einem solchen Fall einen äußerst angespannten Lebensrhythmus. Und schon sein relativ langes Verweilen außerhalb der Mauern einer psychiatrischen Klinik kann als Heldentat angesehen werden – eine Heldentat der Selbstbeherrschung und der inneren Selbstverleugnung. Es kann auch ein Hinweis darauf sein, dass der Mensch einen Teil des nationalen oder sogar planetaren Karmas in sich trägt.
Schwacher Uranus bedeutet nicht, dass im Leben des Menschen keine uranischen Ideen und Situationen auftreten werden. Wenn Uranus in einem Haus der Radixkarte präsent ist, werden entsprechende Ereignisse dennoch stattfinden – wenn auch seltener als bei einem stark aspektierten Uranus, der gleichzeitig mehrere Lebensbereiche beeinflusst.
Schwacher Uranus gibt dem Menschen die Möglichkeit, uranische Krisen eher so zu erleben, als würde er den Kopf mit den Händen bedecken, die Augen schließen und sich nicht bewegen – in der Hoffnung, dass der Sturm vorüberzieht und die Sonne des gewohnten, alltäglichen Lebens und der Emotionen wieder scheint. Tatsächlich besteht bei einer solchen Konstellation die Wahrscheinlichkeit, dass die tiefe Aufarbeitung des Uranus auf zukünftige Inkarnationen verschoben wird. Doch in diesem Fall verliert der Mensch wichtige Lernmöglichkeiten durch direkten Kontakt mit den höheren Schichten des mentalen Plans. Dennoch wird selbst im Leben eines Menschen mit schwach ausgeprägtem Uranus das Schicksal nicht auf Zeichen, auf originelle – manchmal bis ins Absurde reichende – Ideen und auf plötzliche, leuchtende Eingebungen verzichten. Wenn der Mensch sich jedoch nicht gezielt damit beschäftigt, wird es von solchen Erscheinungen nur wenige geben. In diesem Fall bietet das Schicksal eine Chance – besteht aber nicht darauf. Das Risiko ist dabei minimal – soweit man überhaupt von Sicherheit im Zusammenhang mit Uranus sprechen kann. Ebenso wird es wahrscheinlich nur wenig Enthusiasmus gegenüber typisch uranischen Erscheinungen geben – verrückten Experimenten, abrupten Wendungen und fantastischen Ideen. Dennoch ist es wichtig zu verstehen:
Die Aufarbeitung der höheren Planeten ist fast immer karmisch vorbestimmt. Doch im Voraus, allein anhand der Radix Karte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob sie in diesem Leben stattfinden wird.
Harmonischer Uranus beginnt erst nach seiner inneren Aufarbeitung, den Menschen wirklich zu schützen. In diesem Fall kann ihm in einer schwierigen Situation ein unerwarteter, aber rettender Gedanke kommen – oder sogar konkrete Hilfe von außen.
Harmonischer Uranus ist auch gefährlich für die Feinde des Menschen. Auf ihrem Weg können plötzlich allerlei Hindernisse, Unglücke und verwirrende Umstände auftauchen.
Das Schicksal selbst beginnt, sie an der Verwirklichung ihrer feindseligen Absichten zu hindern. Wenn Uranus jedoch nicht aufgearbeitet ist, kann seine Harmonie für den Menschen selbst zur Quelle von Schwierigkeiten werden. Er gewöhnt sich schnell daran, dass ihm seine uranischen Eskapaden und seltsamen Ideen verziehen werden. Allmählich verliert er die Vorsicht, beginnt an sein besonderes Glück zu glauben – und läuft Gefahr, dafür einen hohen Preis zu zahlen. In Wahrheit bietet ein harmonischer Uranus dem Menschen große Entwicklungsmöglichkeiten. Seine Zeichen sind leicht zu lesen, und die Ideen, die er bringt, sind dem realen Ausdruck so nahe wie möglich – soweit dies für uranische Impulse überhaupt möglich ist, die immer aus dem „Übermorgen“ kommen.
Die Aufarbeitung des harmonischen Uranus ist ein langer Weg. Er beginnt mit Stolz und Staunen über dem eigenen Einfallsreichtum und die plötzlich auftretende innere Kraft. Aber letztlich führt er zu treuem und demütigem Dienst an einem hohen Egregor, der große, aber noch unklare und ungeformte Ideen übermittelt. Der Mensch muss sich diesen Ideen entgegenstrecken, versuchen, sie zu verstehen und in eine solche Form zu bringen, dass sie für andere Menschen zugänglich werden.
Verletzter Uranus kann auf ein schweres Schicksal hindeuten. Von Zeit zu Zeit können den Menschen schwere Erschütterungen treffen – vom vollständigen Zusammenbruch seines äußeren Lebens bis zur Zerstörung seines gesamten Weltbildes. Bei den meisten Menschen jedoch, insbesondere auf mittlerem Entwicklungsniveau, schalten sich die höheren Planeten nicht direkt ein. In solchen Fällen manifestiert sich der verletzte Uranus nur im Hintergrund und bringt keine tragischen Folgen mit sich. Dies kann eine Abfolge kleiner, aber unangenehmer Ereignisse sein: plötzliche Enttäuschungen, das Scheitern unbedeutender Projekte, ein tatsächliches oder symbolisches Hineingeraten in ein Gewitter. Gerade an solchen Situationen kann man jedoch erfolgreich lernen: Indem der Mensch die Zeichen und ihre Folgen beobachtet, beginnt er zu verstehen, wie der uranische Mechanismus des Schicksals funktioniert. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass für Uranus das äußere und das innere Leben des Menschen eine untrennbare Einheit bilden. Seine Zeichen beziehen sich immer auf diese ganzheitliche, synthetische Realität. Meistens ist ein uranisches Zeichen ein äußeres Ereignis, das von einer ungewöhnlichen, unkonventionellen inneren Reaktion begleitet wird. Gerade diese innere Reaktion, gleichsam kursiv hervorgehoben, verleiht dem Ereignis seine Bedeutung.
Die Zeichen eines verletzten Uranus zu entschlüsseln ist nicht einfach. Dies erfordert ein hohes Maß an Unparteilichkeit, innerer Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit. Aber wenn der Mensch dies meistert, erhält er im Gegenzug Weisheit und die Fähigkeit, das Geschehen in seinem Leben zu verstehen. Er lernt, sich auch in den schwierigsten und widersprüchlichsten Situationen zu orientieren – vorausgesetzt, er kann den starken Versuchungen des Atheismus, Fatalismus und Agnostizismus widerstehen.
Die Aktivierung eines verletzten Uranus ohne vorherige innere Aufarbeitung, selbst in seinen schwachen Ausprägungen, kann für den Menschen selbst zur Katastrophe werden. Oder – was ebenso gefährlich ist – er selbst kann zu einem schwarzen Lehrer für andere werden. In diesem Fall wird er, manchmal recht geschickt und mit großer Energie, Seelen vom Weg der spirituellen Entwicklung abbringen, die noch unsicher auf diesem Pfad stehen.
Uranus verweilt in jedem Tierkreiszeichen etwa sieben Jahre. Deshalb entwickeln Menschen, die im selben Zeitraum geboren wurden, gemeinsame uranische Merkmale, die charakteristisch für ihre Generation sind. Diese Besonderheiten bewirken jedoch nicht so tiefe Unterschiede zwischen den Generationen, wie es beim Wechsel des Zeichens von Neptun oder Pluto der Fall ist. Menschen mit aktivem Uranus verkörpern in der Regel die Ideen ihres uranischen Generationsgeistes oder verstehen sie zumindest gut. Wie stark, konstruktiv und umsetzbar diese Ideen sein werden, hängt von den Aspekten des Uranus zu den Mondknoten, zu Neptun und Pluto ab.
Uranus im Horoskop als Schlüssel zur individuellen vulkanischen Religiosität.
Die Stellung des Uranus im Horoskop zeigt die Bereiche, in denen dem Menschen eine unbewusste vulkanische Religiosität eigen ist, sowie die Stile und Mittel, mit deren Hilfe sie sich (mehr oder weniger erfolgreich) äußert und verwirklicht.
In diesen Bereichen erwarten den Menschen totale Erschütterungen und außergewöhnlich packende Offenbarungen – oder zumindest sehnt er sich unbewusst danach, wobei er alltägliche Dinge und Ereignisse abwertet. Uranus ist jedoch radikal revolutionär, wobei der Wert der "Revolution" für ihn weit höher ist als der Wert der anschließenden ruhigeren Phase der Anpassung an die neu eröffnete Realität – daher leben wahre Revolutionäre meist nicht lange oder bleiben zumindest nicht an der Macht nach dem Umsturz, den sie herbeigeführt haben.
Uranus im I Haus kann dem Menschen die Versuchung geben, selbst in der Rolle Gottes vor einem erschütterten Publikum zu erscheinen – ein Aspekt des charismatischen Anführers vom explosiven Typ, der seinen Anhängern allein durch sein Auftreten den Verstand raubt.
Uranus im V Haus kann eine Neigung geben, auf der Bühne oder Leinwand ein fesselndes Wunder darzustellen. Ein Künstler mit einem solchen Uranus kann eine außergewöhnliche Begabung haben, Zauberer darzustellen und auf der Bühne wundersame, das Publikum faszinierende Illusionen zu erschaffen – ideal für einen Zauberkünstler oder Illusionisten.
Harmonischer Uranus verleiht frommen Scherzen und Überraschungen einen religiösen Beiklang, zu denen dieser Mensch eine unerklärliche Neigung verspürt, wobei es ihm jedoch schwerfällt, die volle Tiefe und religiöse Grundlage seiner Impulse zu erkennen. Er strebt nach dem Wunder, sieht es aber als durchweg positives Phänomen, das ihn sanft erschüttert und sein weiteres Leben in hellem, positiven Licht färbt.
Beispiel: Eine plötzliche, leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick, die sich mit der Zeit in eine glückliche Ehe verwandelt.
Verletzter Uranus erzeugt oft den Drang, das zornige, leidende oder furchteinflößende Antlitz der Gottheit zu erblicken, die Tragödie (das Unheil, die Probleme) der Welt in einem Moment zu erfassen und zu erleben. Ein solcher Mensch hat es schwer im Leben, denn seine unbewusste vulkanische Religiosität macht ihn besonders empfindlich für das Leiden der Welt und verleiht ihm die Neigung, es in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Ein scheinbar kleines und unbedeutendes Ereignis kann sich in seinem Bewusstsein so weit ausdehnen, dass es die ganze Welt überlagert und zu deren Symbol wird.
Ein kleiner Kratzer auf der Hand kann für ihn zur epochalen Tragödie werden und als unwiderlegbarer Beweis für die abscheuliche Ausweglosigkeit der Welt insgesamt dienen. Was man bei einem Menschen mit aktiviertem Uranus keinesfalls tun sollte: ihn zu überreden, „nicht zu übertreiben“, „nicht zu verallgemeinern“ oder „die Dinge einfacher zu sehen“. Solange seine vulkanisch-religiöse Subpersönlichkeit aktiv ist, ist er dazu nicht in der Lage.
Ein Planet in Aspekt zu Uranus färbt die vulkanische Religiosität des Menschen mit seiner Energie oder spezifiziert den Bereich, in dem diese Religiosität aktiviert wird.
Zum Beispiel: Ein Aspekt zwischen Sonne und Uranus verleiht dieser Religiosität eine starke, willensbetonte Färbung. Der Mensch fühlt, dass ohne seinen klaren Willen, ohne seine persönliche Absicht, ein Großes Wunder nicht geschehen kann.
Eine Opposition zwischen Sonne und Uranus kann ein unbewusstes Streben nach Gottesfeindschaft geben – den Wunsch, Gott zum Zweikampf herauszufordern und in einem erbitterten Gefecht zu klären, wer stärker ist. Klar ist, dass dieses unbewusste Verlangen sich als Streben nach Konkurrenz mit einem bestimmten Partner äußern kann, den der Mensch unbewusst als Stellvertreter Gottes bestimmt.
Ein Quadrat zwischen Venus und Uranus bringt dem Menschen große Schwierigkeiten, seine Liebesreaktionen und Erwartungen zu verstehen.
Auf den Seelenschrei einer zur Verzweiflung getriebenen Partnerin – „Erklär mir endlich, was mit mir nicht stimmt und was du von mir willst!“ – ist er gewöhnlich nicht in der Lage zu antworten, denn die richtige Antwort durchdringt die Zensur seines Unterbewusstseins nicht und trägt einen stark vulkanisch-religiösen Unterton.
Das Bild einer „Herrin“ mit Peitsche, die ihren sexuellen „Sklaven“ schlägt und erniedrigt, ist eine mögliche, aber sehr schwache und unangemessene Spiegelung seiner wahren Liebessehnsüchte, die ihm außerordentlich schwer fallen zu erkennen – und ebenso verlockend erscheinen.
Ein Aspekt zwischen Mond und Uranus gibt dem Menschen ein sehr unruhiges Wesen – es fällt ihm leichter, sich auf dem Schlachtfeld zu entspannen, unter Granatenbeschuss, als im gemütlichen, warmen Bett.
Für andere – und manchmal auch für sich selbst – kann er wie sein eigener schlimmster Feind erscheinen, besonders wenn der Aspekt gespannt ist.

Abessalom Podvodny. "Allgemeine Astrologie. Planeten."
 
 
 
 
 
 
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